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Finden Sie Wege oder Gründe?

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Früher hat mich dieser Spruch enorm unter Druck gesetzt, wenn ich wieder mal einen Weg aus meinem Dilemma gesucht hatte und damit gescheitert war. Ich habe mich schuldig gefühlt und hatte immer wieder das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen, weil ich keinen Weg gefunden hatte.


Im Laufe meines Lebens und meiner Beratungen sind mir jedoch immer wieder Menschen begegnet, zu denen diese Aussage passte, und so erkannte ich die Richtigkeit dieser Aussage immer mehr.


Es gibt Menschen – und viele davon begegnen mir in meiner Praxis -, die mit dem Status Quo ihres Lebens nicht zufrieden sind und die Wege suchen, diesen zu verändern. Das können immer wieder auftauchende Blockaden oder Ängste sein. Das können sich wiederholende Enttäuschungen sein. Das können auch Erlebnisse sein, die sie aus der Bahn geworfen haben, und nach denen sie alleine nicht wieder zurück ins Leben finden.


Gemeinsam ist diesen Menschen, dass sie sich auf den Weg machen. Der eine langsamer, der andere schneller, aber Schritt für Schritt. Manchmal stellt sich heraus, dass der eingeschlagene Weg doch nicht so recht ans Ziel führt, dann versuchen sie einen anderen Weg. Sie recherchieren, holen sich Rat – bei der Familie, bei Freunden oder auch in der Therapie – und sie bleiben in Bewegung. Wenn der Weg anstrengend wird, brauchen sie auch schon mal eine Pause, aber dann brechen sie wieder auf und verfolgen weiter ihr Ziel. Wenn ihnen Hindernisse begegnen, suchen sie nach Wegen, diese zu überwinden und zu verstehen, warum diese Hindernisse in ihrem Leben auftauchen und was sie eventuell mit ihnen selbst zu tun haben könnten. So arbeiten sie sich Schritt für Schritt vor, sie beißen sich durch, stellen sich den auftauchenden Herausforderungen und damit verbundenen Emotionen und entwickeln sich so Stückchen für Stückchen weiter. Sie werden belohnt und ermutigt durch kleinere und größere Erfolgserlebnisse auf dem Weg und erleben immer mehr Freiheit. Das wiederum ermutigt dazu, neue Herausforderungen anzugehen. Und egal, wie lang der Weg sein mag oder wie schmerzhaft oder wie anstrengend, sie wachsen daran, entwickeln Selbstvertrauen und machen neue Erfahrungen. Ihr Leben verändert sich und wird bunter und freier.


Und dann gibt es die Menschen, die eine große Angst vor Veränderung haben, sich diese aber nicht eingestehen wollen oder können und deshalb immer wieder Gründe finden, warum dieses oder jenes nicht geht. Genauso wie die anderen sind auch sie unglücklich mit dem Status Quo und sprechen von Veränderung. Aber sie meinen, dass sich ihre Umwelt verändern muss, dass die anderen „anders“ sein müssen, damit es ihnen gut geht und sie jammern und klagen und werden mit der Zeit verbittert, weil dieses Konzept nicht funktioniert.


Diese Menschen sind nicht dazu zu bewegen, auch nur den kleinsten Schritt zu machen, der ihnen vielleicht neue Erfahrungen bescheren könnte. Sie bleiben auf ihrem Platz stehen und träumen lediglich davon, wie alles anders sein könnte. Da die Realität sich dadurch aber nicht verändern kann, finden sie im Außen Schuldige an ihrem Unglück. „Wenn mein Ehepartner nicht dauernd so schlecht gelaunt wäre, dann könnte ich ihn lieben.“ „Wenn der Chef fairer wäre, dann hätte ich längst meine Beförderung.“ „Wenn die Sonne mehr scheinen würde, würde ich mich mehr draußen bewegen.“ Weil die Umstände sich jedoch nicht so ohne weiteres ändern, rechtfertigen sie damit ihre eigene Bewegungslosigkeit. Und wenn man ihnen z.B. vorschlägt, den Arbeitsplatz zu wechseln, um die ersehnte Beförderung vielleicht woanders zu erhalten, finden sie wieder Gründe, warum eine Bewerbung nicht geht oder keinen Sinn macht.


In der Therapie sagt man, dass Leiden leichter ist als Lösen. Denn wenn ich im Leiden bleibe, geht es mir zwar nicht gut damit, aber ich fühle mich sicher in meinen Umständen, weil sie mir vertraut sind. Damit kann ich sie einschätzen und kann Abläufe vorhersehen. Ich behalte die Kontrolle und das gibt mir Sicherheit.


Zum Lösen von Problemen muss ich mich auf den Weg machen, muss meine Perspektive möglicherweise verändern. Das bedeutet Unsicherheit, Wagnis, eventuell Kontrollverlust. Ich weiß nicht, was mir auf dem Weg begegnet, wie ich mit den möglichen Herausforderungen zurechtkomme, ob ich unterwegs Hilfe finde, wenn ich nicht weiter weiß und was mich am Ende des Weges genau erwartet. Das erfordert Mut, sich den eigenen, zum Teil unbewussten Ängsten zu stellen und sich selber ehrlich zu reflektieren. Es bedeutet auch, sich dem Mangel in meinem Leben zu stellen und diesen – vielleicht zum ersten Mal – zu benennen und zu betrauern. Und manchmal heißt es auch, in unerwartete Abgründe zu schauen, die man vorher gut verdrängt hatte.


Es heißt aber auch, jeden kleinsten gemeisterten Schritt als Sieg zu feiern. Zu erleben: Ich kann etwas verändern! Ich habe eine Selbstwirksamkeit. Ich muss nicht darauf warten, dass andere etwas tun. Ich kann selber handeln. Und jeder Schritt, den ich geschafft habe, verschafft mir eine neue Perspektive, weitet meinen Blickwinkel – so wie wenn ich auf einen Berg steige: Je weiter ich nach oben komme, desto weiter kann ich schauen, desto mehr Überblick habe ich und desto besser kann ich mich orientieren. Und dann tauchen plötzlich Optionen oder Hilfsangebote auf, die ich am Fuß des Berges noch gar nicht sehen konnte. Sie geraten erst dadurch in mein Blickfeld, dass ich mit offenen Augen voranschreite.


Ich möchte Sie ermutigen, sich ehrlich zu fragen: Zu welchen Menschen gehöre ich? Habe ich den Mut, in kleinen Schritten Neues zu wagen? Oder warte ich darauf, dass sich die anderen ändern und werde dabei immer bitterer?


Machen Sie sich auf und finden Sie Wege – mit oder ohne Hilfe von außen. Es lohnt sich!

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