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Was ist eigentlich Gebetsseelsorge?

Aktualisiert: 21. März 2023




Wie der Name schon sagt, hat Gebetsseelsorge etwas mit Gebet zu tun. Der Glaube an Gott und an sein heilsames Wirken werden zu einem Teil des Beratungsprozesses. Gott kann und will dem Ratsuchenden helfen, die Ursachen für seine Schwierigkeiten und wiederkehrenden Konflikte zu erkennen, und ihn auf dem Weg zu innerer Heilung begleiten.


Wie auch in der Therapie geht es darum, die Ursachen für die heutigen Probleme zu erkennen und zu bearbeiten. Welche meiner elementaren Bedürfnisse wurden nicht gestillt? Wo habe ich Mangel erlebt? Das können seelische Verletzungen aus der Kindheit sein, z.B. Ablehnung, Lieblosigkeit in der Familie und im Umfeld, ständiger Streit und vieles mehr. Aber auch eigene Entscheidungen, wie ich auf die Verletzungen reagiert habe, spielen eine wichtige Rolle. Denn aus diesen Entscheidungen entwickeln sich unter Umständen schlechte Verhaltensweisen, die wiederum zu Konflikten mit anderen Menschen im Erwachsenenleben führen können.


Zum Beispiel wird ein Kind, das immer wieder zu hören bekommt, dass es nichts taugt, irgendwann dieser Botschaft glauben, wenn es sie oft genug gehört hat. Es wird möglicherweise die Entscheidung treffen, dass Anstrengung sich nicht lohnt, weil das ersehnte Lob, die Anerkennung, der Erfolg ja doch nie eintrifft. Im Erwachsenenleben sehnt sich dieser Mensch immer noch nach Lob, Anerkennung und Erfolg. Da er aber als Kind entschieden hat, dass sich Anstrengung nicht lohnt, wird er sich auch als Erwachsener nicht anstrengen, um Lob, Anerkennung oder Erfolg zu erhalten. Dies wiederum führt in seinem erwachsenen Umfeld zu dem Vorwurf oder der Feststellung, dass er ja gar kein Lob „verdient“, weil er sich ja nicht anstrengt, weil er nichts auf die Reihe bekommt. Und wieder wird damit die Botschaft der Kindheit bestätigt, dass er ja nichts taugt. So wird ein Teufelskreis in Gang gesetzt, der mit der Zeit immer größere Auswirkungen hat.


Ein anderes Beispiel für seelische Verletzungen und ungesunde Überzeugungen kann sein:

Ein Kind, dass in einer Suchtfamilie groß wird, erlebt im nüchternen Zustand der Eltern vielleicht Liebe und Geborgenheit, aber wenn sie unter Alkoholeinfluss stehen, wird es geschlagen und beschimpft. Es wird also mit der Botschaft groß, Liebe bedeutet Geborgenheit und Schläge. Instinktiv wird so ein Mensch auch als Erwachsener Beziehungen suchen, die seinem Kindheitsmuster „Geborgenheit & Schläge“ entsprechen – und wird dabei immer wieder enttäuscht werden und verzweifeln oder sich damit abfinden, dass er/sie anscheinend nichts Besseres verdient hat oder bekommen kann.


Um die negativen Auswirkungen im Heute zu verändern, ist es notwendig, zu den Wurzeln zurückzukehren, also zu schauen, welche Erlebnisse und welche Entscheidungen in der Kindheit den Lebensweg geprägt und zu den heutigen problematischen Ergebnissen geführt haben. Diese gilt es zu erkennen, zu bearbeiten, zu verschmerzen und ins Reine zu bringen.


Der Glaube und das Gottvertrauen sind dabei eine unschätzbare Ressource, denn häufig haben Ratsuchende kein Gegenüber gehabt, dem sie ihr Leid und ihre Not anvertrauen konnten. Sie mussten alleine mit allem klarkommen. In Gott und seiner Liebe zu uns Menschen können sie vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben die Erfahrung machen, dass da jemand ist, dem sie wichtig sind, der ihnen zuhört, der sie ernst nimmt. In der persönlichen Begegnungserfahrung mit Gott im Gebet können sie Trost und Heilung für ihr Herz erfahren.


Diese Erfahrung ist eine wichtige Grundlage, um den Menschen, die sie verletzt haben, vergeben zu können, und gleichzeitig zu erkennen, wo sie durch ihre eigenen unguten Reaktionen und Entscheidungen selber zu ihren heutigen Schwierigkeiten beigetragen haben. Im Gebet und der Begegnung mit dem sie liebenden Gott können sie falsche Entscheidungen benennen und durch neue, bessere Entscheidungen ersetzten. Dadurch stellen sie die Weichen neu für ein anderes Verhalten ihrerseits und daraus folgend auch für neue Erfahrungen in der Begegnung mit anderen Menschen. Das Herz (die Seele) kann Stück für Stück heilen, die Wahrnehmung von sich selbst und ihrer Umwelt verändert sich und – so wie sie durch ungute Beziehungen verletzt worden sind – können sie jetzt durch veränderte und gesunde Beziehungen geheilt werden und erleben, dass sich alte Muster nicht mehr ständig wiederholen.


Durch die Begegnung mit dem liebevollen Gott, der Trost und Halt schenkt, können Wunden wirklich heilen und ungesunde Verhaltensmuster dauerhaft abgelegt werden. In der Erfahrung, von Gott geliebt zu werden, so wie ich bin, wird mein Grundbedürfnis nach Liebe und Annahme, Akzeptanz und Wertschätzung dauerhaft gestillt, sodass ich nicht mehr angewiesen bin auf die Anerkennung von Menschen. Ich kann meine unbewussten Erwartungen an Menschen, mir doch endlich das Lob oder die Anerkennung zu geben, die ich brauche, loslassen. Das schenkt mir ungeahnte Freiheit und gibt auch meinem Gegenüber die Freiheit, nicht mehr meine unausgesprochenen Erwartungen erfüllen zu müssen, sondern mir aus seinem Herzen zu geben, was er geben möchte. Ein Miteinander in gegenseitigem Respekt wird möglich, weil die Quelle für die Stillung meiner Bedürfnisse nicht mehr in meinem Gegenüber, sondern in Gott gesucht wird.


Daraus ergibt sich ein wesentlicher Unterscheid zu weltlicher Psychotherapie. Weltliche Psychotherapie endet mit dem Erkennen der Zusammenhänge und daraus folgend dem eigenen Bemühen, das Erkannte im Leben umzusetzen und zu lernen, mit den Mängeln zu leben.


Gebetsseelsorge geht einen entscheidenden Schritt weiter zur Befreiung von Verletzungen, Lasten und eigener Schuld durch die heilende Begegnung mit einem Gott, der uns in seiner Liebe von Schmerz und Schuld befreien möchte.


Denn das hat uns die Bibel verheißen:

„… und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ (Johannes 8,32)

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